Eine wesentliche Eigenschaft einer guten Organisation ist für mich „Einigkeit“.
Mit Einigkeit meine ich die grundsätzliche Übereinstimmung in wesentlichen Merkmalen der Organisation, nämlich ihres Sinns, ihrer Ziele und ihrer Werte.
Und Einigkeit meint nicht Gleichheit. Einigkeit meint nicht, dass alle der gleichen Meinung sind, alle die gleichen Persönlichkeitsmerkmale tragen oder gar die gleichen Klamotten.
Einigkeit meint, die vorhandenen Unterschiede unter ein größeres Gemeinsames zu unterstellen. Diese Einigkeit schafft die Konzentration auf Gemeinsames, nicht auf Trennendes. Und führt zu einer starken gemeinsamen Kraft, gemeinsame Ziele zu realisieren.
Das ist das, was eine Gruppe von Mitarbeitern zu einem Team macht.
Einigkeit schafft Teams
Der Film „Ocean’s Eleven“ zeigt ein tolles Beispiel: Elf völlig unterschiedliche Typen bilden ein Team, das nur ein gemeinsames Ziel eint: Einen Casinoraub. Elf, die ihre Unterschiedlichkeit brauchen:
Ein Croupier, Pyrotechniker, Elektroniker, Autobastler, Taschendieb, Akrobat, Safeknacker.
Sie sind durchaus genervt voneinander - wissen aber, dass man sich gegenseitig braucht. Das Ziel ist nur gemeinsam zu erreichen. Und ohne dies gemeinsame Ziel gäbe es keinen Grund, Zeit miteinander zu verbringen.
Oder denken wir an das legendäre Team in Bletchley Park, dass im Zweiten Weltkrieg die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma knackte. Auf den Seite von Geo wird geschildert, dass Winston Churchil durchaus entsetzt war, als er Bletchley Park besuchte und den wilden Haufen Exzentriker sah:
In Friedenszeiten waren die Menschen von Bletchley Park Hochschullehrer oder Militärs, Übersetzerinnen oder Bankiers, Schachmeister, Mathematiker, Studenten oder Künstler.
Da war Dillwyn Knox, ein Geschichtsprofessor, der auch mal im Morgenmantel zur Arbeit erschien, weil er im Bad einen Einfall hatte und danach keine Zeit mehr zum Anziehen hatte.
Frank Birch war Historiker, aber zugleich Schauspieler und Pantomime.
Stuart Milner-Barry war Schachkorrespondent der Times.
Geoffrey Tandy war Direktor des Natural History Museum in London. Seine Verpflichtung war schlicht ein Irrtum: Er war Experte für „Kryptogamen“ also für Sporenpflanzen - nicht aber für „Kryptogramme“, also verschlüsselte Nachrichten.
Alan Turing war Mathematiker und homosexuell - damals durchaus noch skandalös.
Dennoch war es „konzentrierte Geisteskraft“, die hier zusammen an einem extrem komplexen Ziel gearbeitet hat. Und ja durchaus erfolgreich.
Exzellente Einzelspieler sind die Voraussetzung für exzellente Teams
In vielen Stellenanzeigen bekommt man den Eindruck, dass „Teamfähigkeit“ einen höheren Stellenwert hat als individuelle Exzellenz. Ich halte diesen Gedanken für grundlegend falsch. Ohne exzellente Einzelspieler gibt es keine exzellente Teams. Oder was hilft es einer Fußballmannschaft, den Ball in einer Teamleistung vor das gegnerische Tor zu bringen, aber der letzte Spieler hat nicht die Fähigkeit, den Ball dann auch ins Tor zu schießen?
Exzellente Einzelspieler sind noch lange kein Team
Was passiert, wenn diese Einigkeit in Organisationen nicht funktioniert, sehen wir z.B. im Fußball. Elf exzellente Einzelspieler auf dem Platz machen noch lange kein Team. Es ist die Aufgabe des Trainers, aus den exzellenten Einzelspielern ein Team zu formen. Und das macht man über Einigkeit.
Und wie formt man Einigkeit?
Klar - mit "Teambuilding-Maßnahmen". Überlebenstraining im Wald. Oder eine Rafting-Tour. Oder Gruppenspielen aus dem Kindergarten-Umfeld. Sorry, diese Maßnahmen sind zwar populär, aber sie greifen meines Erachtens daneben oder zu kurz. Die wesentlichen Teambuilding-Maßnahmen leisten Sie als Führungskraft in Ihrem Unternehmen:
Grundsätzlich kann man wirksame Maßnahmen meiner Definition entnehmen: „Mit Einigkeit meine ich die grundsätzliche Übereinstimmung in wesentlichen Merkmalen der Organisation, nämlich ihres Sinns, ihrer Ziele und ihrer Werte“ habe ich oben geschrieben.
- Sie müssen die leider oft so stiefmütterlich behandelten Themen wie Sinn, Vision, Ziele und Werte mit positiven Leben füllen. Sie müssen diese Themen vorleben und die Einhaltung einfordern. Sie müssen Störungen sehr mit sehr eindeutiger Kommunikation und sehr konsequentem Handeln beseitigen.
- Beziehungen formen Erfolg. Und damit meine ich keine privaten Beziehungen zwischen den Teammitgliedern. Sondern das gegenseitige Vertrauen, dass der andere seinen Beitrag leisten will und kann. Und dass niemand aus dem Team am Nasenring durch die Manage geführt wird, wenn mal was schiefgeht.
- Offene und ehrliche Kommunikation über das, was gut gelaufen ist und was nicht.
- Und noch ein wesentlicher Faktor formt Teams: gemeinsame Erfolge. Wenn sie eintreten, dann nehmen sie sie nicht selbstverständlich. Feiern sie Erfolge, schaffen Sie gemeinsame Erinnerungen an ein tolles Ergebnis. Sprechen Sie davon, schreiben Sie davon auf dem Firmenblog. Tragen sie den Stolz auf den Erfolg vor ihnen her! Es ist die Superkraft, die aus einzelnem Mitarbeitern ein Team macht!
Austauschbarkeit
Wer wie ich viel im Projektgeschäft unterwegs ist, kennt dieses Mysterium: In Projekt 1 schafft man ein tolles Team, man versteht und vertraut sich irgendwann blind und erreicht tolle Erfolge. In Projekt2 hat man fast die gleichen Leute. Aber irgendwie funktioniert es nicht so wie in Projekt1. Eben weil man nur fast die gleichen Leute hat. Und ein anderes Umfeld.
Wenn sie also ein funktionierendes Team haben, versuchen sie es zu halten.
Auch Gärtner kennen das: Man kann einen alten Baum ersetzen, aber es ist nicht dasselbe.
Vergessen Sie die Idee von „jeder ist ersetzbar“! Sicherlich mag das langfristig stimmten, aber bis sich ein Team neu formt, braucht es viel Zeit.