Letzten Monat wurde der jährliche Gallup-Index vorgestellt. Das Ergebnis kurz zusammengefasst:
Einerseits sind 92% der Mitarbeiter zufrieden mit ihrem Job.
Gleichzeitig zeigen aber
- 14% eine hohe emotionale Bindung an das Unternehmen (“loyal, produktiv, geringe Fehltage, geringe Fluktuation, niedriger Schwund”),
- 63% eine geringe emotionale Bindung (“leistet ‘Dienst nach Vorschrift’, sind zwar produktiv, aber dem Unternehmen nur eingeschränkt emotional verpflichtet (u.a. mehr Fehltage, höhere Fluktuation)”.
- 23% eine fehlende emotionale Bindung (“arbeiten aktiv gegen die Interessen des Unternehmens, haben vielleicht die innere Kündigung schon vollzogen”).
Mit anderen Worten: Fast jeder vierte Mitarbeiter ist schädlich für ein Unternehmen!
Das scheint mir so ein typisches Statistik-Phänomen zu sein. Bei vielen meiner Kunden – gerade aus dem Mittelstand – entspricht das nicht meiner Wahrnehmung. Wer aber einmal versucht hat, sich über eine Störung der Internet-Leitung bei seinem Telekommunikations-Dienstleister zu beschweren, hat den Eindruck, jede Zahl unter 100% wäre geschönt…
In diesem Zusammenhang fiel mir am 1.4.2012 ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) mit dem Titel “Karriere? Gerne später!” auf (jedenfalls nachdem ich herzlich über die erste Seite zum 1. April gelacht habe!). Hier beschreibt der Autor Philipp Krohn die steigende Tendenz, dass die berufliche Tätigkeit nicht mehr die alleinige Nummer-1-Priorität im Leben von Mitarbeitern hat. Gerade junge und gut ausgebildete Mitarbeiter arbeiten zwar ausgesprochen gerne, sind aber immer weniger bereit, Arbeit als alleinigen Lebensinhalt zuzulassen. “Familie, soziales Engagement und private Netzwerke seien für solche Mitarbeiter so wichtig, dass sie diese ungern für einen Karriereschritt aufgeben würden.” Und so wird auch bei Einstellungsgesprächen neuerdings auch nach einer festen Arbeitszeit gefragt – früher bei manchen Positionen undenkbar! Und angebotene Karriereschritte würden lieber ausgeschlagen, wenn Mehrarbeit die Konsequenz wäre.
Der zu diesem Thema interviewte Hauptgeschäftsführer der Chemischen Industrie nannte als wichtigste Konsequenz daraus, dass Führungskräfte in Zukunft teurer werden, da das Angebot an “Arbeitswilligen” sinke, die Nachfrage aber steige: “Es wird nur mit den klassischen Anreizsystemen monetärer Art gehen”.
Ist das wirklich die einzige Lösung?
Wie schaffen es Unternehmen in Skandinavischen Ländern, in denen bereits heute auch Führungskräfte in den Verdacht privater Probleme gelangen, wenn sie noch um 18:00 Uhr am Arbeitsplatz sind?
Sind wir nicht in der Lage, Arbeit so zu organisieren, dass wir ohne Workaholics auskommen? Was meinen Sie?