Bei Zeitplanung geht’s nicht um „was wollen wir tun“, sondern um „wer wollen wir sein”

30. Jun 15

Wenn wir uns mit Zeitplanung, Kalender und To-Do-Listen beschäftigen, agieren wir oft zu kurzsichtig und alltagsgetrieben. Hier ein paar Fehler, die verhindern, dass unsere Lebensplanung unseren Alltag erreicht:

1. Zu alltagsgetrieben

Gehen Sie mal Ihre To-Do-Liste und ihre Termine durch. Von wem kommen die Aufgaben und Termine? Von Ihrem Chef, Kollegen, Ihrem Job. Von Ihrer Frau / Ihrem Mann, Ihren Kindern. Von Ihren Freunden.
An diesen To-Do’s und Terminen ist grundsätzlich nichts falsch, weil wir zum Glück einen Job haben, Familie, Freunde. Wir leben in einem sozialen Kontext, der auch von uns seinen Beitrag fordert. Und das ist etwas Gutes!
Zum Problem wird es, wenn wir nur solche Aufgaben und Termine haben und sich keine Aufgabe und kein Termin aus unserer Lebensplanung entsteht.

2. Falsche Priorisierung

Meist wird empfohlen, unsere Aufgaben in vier Kategorien einzuteilen (das berühmte Eisenhower-Quadrat):
A. wichtig und dringend
B. wichtig
C. dringend.
D. nichts von allem und daher unwichtig.

Die höchste Priorität ist also „wichtig und dringend“. Das Problem dabei: Unsere Lebensplanung ist selten dringend. Also landen die wichtigsten Punkte unserer Lebensplanung niemals in der höchsten Prio-Stufe.
Ich habe mich von o.g. Einteilung verabschiedet. Auch weil ich festgestellt habe, dass es so gut wie keine Aufgaben gibt, die wirklich wichtig und dringend sind. Für mich gibt es diese drei Prioritäten:
A. Lebensplanung
B. Wichtig
C. Dringend.
In meiner Prio-A-Liste stehen gar keine Alltagsaufgaben. Sondern nur Aufgaben aus meiner Lebensplanung. Nur die verdienen das Label „Prio A“.

3. Falsche Grundfrage

Woher kommen Ihre Prio-A-Aufgaben? Aus Ihrer Lebensplanung hoffentlich. Sie nehmen sich also hoffentlich mindestens einmal im Jahr Zeit um ihre Ziele festzulegen. Und Sie kontrollieren Ihren Fortschritt in der Zielerreichung hoffentlich mindestens jedes Quartal. So weit, so gut.
Wie aber legen Sie Ihre Lebensplanung fest? Viele Menschen planen oft äußerlich sichtbare, materielle Ziele, die sie gerne erreichen wollen, wie etwa „Abteilungsleiter“, „Südamerikareise“, „größeres Haus“, „Urlaub auf den Malediven mit Familie“ oder „Spanisch lernen“. Alles Dinge, die sich in sichtbaren Ergebnissen manifestieren. Aber sie gehen nicht an den Kern Ihrer Persönlichkeit.
Fragen Sie besser: „Wer will ich sein?“. Beschreiben Sie genau, wer sie gerne wären. Und legen sie dann fest, wie sie dahin kommen. Was soll sie auszeichnen? Ein inniges Verhältnis zu Ihrer Frau / Ihrem Mann und Ihren Kindern? Ein bundesweit anerkannter Experte auf Ihrem Gebiet? Souverän und finanziell unabhängig?
Beschreiben Sie auch, was sie nicht wollen: Sie wollen nicht so werden wie Ihr Chef? Sie wollen nicht auch am Wochenende getrieben sein von Aufgaben, die Ihnen andere zuweisen? Sie wollen keine sinnlose Ehe und kein Vater / keine Mutter sein, die von Ihren Kindern nur als Geldquelle wahrgenommen wird?

Der Unterschied: Sie machen Ihre Zielerreichung nicht an äußeren, meist materiellen Dingen fest. Sondern an sich selbst. Sie verändern sich selbst und erreichen damit ein viel höheres Maß an Zufriedenheit und Glück.

4. Nicht konkret genug

Der letzte Fehler ist die fehlende Konkretisierung. Wir haben „Prio-A“-Aufgaben in unserer To-Do-Liste. Aber solange diese Punkte nicht zu Terminen in unseren Kalendern werden, sind sie absolut sinnlos. Sie taugen als Erinnerung an einen schönen Traum. Aber sie bringen uns nicht voran. Unser Terminkalender beinhaltet unsere Konkretisierung von Zielen. Wenn Ihnen etwas wirklich wichtig ist, dann machen Sie einen Termin draus.

Ein Freund von mir hatte vor einigen Jahren das Gefühl, er würde den Kontakt zu seiner pubertierenden Tochter verlieren. In seiner Beschreibung von „wer will ich sein?“ stand aber: „liebender Vater“. Darum hat er sofort einen monatlichen Termin mit seiner Tochter zum Frühstück in einem tollen Szene-Kaffee gemacht. Zunächst findet das ein pubertierender Teenager ja nicht so erstrebenswert, mit dem Vater zusammen zu frühstücken. Aber er hat nicht aufgegeben und erst nach einem Jahr waren die beiden soweit, dass sie tiefe Gespräche führen konnten. Aber das ist bis heute so geblieben. Weil er aus dem was ihm wichtig war, einen konkreten Termin gemacht hat.

Seien Sie gut!


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Frank Feldhaus

Über den Autor

Berater für Führung und Organisation.

Ärgert sich über alles was nicht funktioniert. Weiß aber, dass Perfektion schrecklich langweilig ist und dass wir Probleme brauchen, um daran zu wachsen. Ein ewiger Widerspruch...


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