Mit Selbstmanagement wollen wir zwei Dinge steuern: Inhalt und Richtung unseres Lebens.
1. Inhalt: Ich verfolge im Leben Dinge, die zu mir passen.
2. Richtung: Ich verfolge Ziele, die ich definiert habe.
Das Warum dahinter ist Sinn durch Selbstverwirklichung. Wir können nur Glück und vor allem Sinn im Leben finden, wenn Inhalt und Richtung größtenteils von uns bestimmt wurde.
So wie der Inhalt im vorigen Artikel, so sollte auch die Richtung ihres Lebens nur von ihnen bestimmt werden. Auch hier schlägt die Unterschiedlichkeit von Menschen voll durch. Die Haltung zur Lebensrichtung kann zwei Extreme annehmen:
“The trouble with not having a goal is that you can spend your life running up and down the field and never score.”
Bill Copeland
„Entspanne dich, lass das Steuer los, trudle durch die Welt, sie ist so schön…“
Kurt Tucholsky
Bill’s Lebenssinn gibt es nur durch Zielerreichung. Kurt braucht keine Ziele – das Leben ist einfach so schön, gerade ohne Ziele.
Das Leben ist wie eine Wanderung
Menschen wie Bill und Kurt kann man im wirklichen Leben begegnen:
Ich wandere gerne. Auch Weitwanderwege. Der bekannteste ist sicherlich inzwischen der Jakobsweg, der in Nordspanien von St-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela über eine Strecke von fast 800 km führt.
Wandert Bill einen solchen Weg, dann hat er schon 6 Monate vor dem Start die komplette Wanderung minutiös durchgeplant: Er hat die Strecke in Tagesetappen unterteilt, hat die Übernachtungen gebucht, kennt die Sehenswürdigkeiten jeder Etappe und hat für alle Abende bereits Plätze in den jeweiligen Restaurants reserviert. Er kennt jeden Bericht aus einschlägigen Internet-Foren und in seinem Rucksack befindet sich nicht ein überflüssiges Stück. Bill rauscht über den Jakobsweg und hakt seine vorher geplanten Punkte ab. Bill motiviert sich durch Zielerreichung. Er ist zufrieden, wenn alles nach Plan funktioniert.
Kurt dagegen steigt in Jean-Pied-de-Port aus dem Bus und kennt zunächst nur seine Richtung: Santiago de Compostela. Er muss sich erst einmal nach dem Weg erkundigen. Dabei merkt er, dass Jean-Pied-de-Port ein wirklich schöner Ort ist. Er bleibt in einem kleinen Restaurant hängen, genießt danach den Ort mit seiner Atmosphäre und muss sich schließlich ein Hotel vor Ort suchen, weil es sich nicht mehr lohnt, die Wanderung zu starten. Kurt genießt den Augenblick. Den schönen Ort, das gute Wetter, das noch bessere Essen. Und erst der Wein! Und die netten Leute! Wenn eine Etappe auf langweiligen Wegen oder lärmenden Landstraßen entlang führt, überspringt er auch mal eine Tagesetappe. Es geht im nicht darum, jede Etappe abzuhaken, sondern ihn machen schöne Erlebnisse glücklich. Kurt motiviert sich durch die Gegenwart.
Bill wird wie geplant in Santiago de Compostela eintreffen. Glücklicherweise hat er viele Fotos gemacht, so kann er wenigstens zuhause die Eindrücke in Ruhe aufnehmen. Falls er dazu kommt…
Bill hat nur ein Risiko: Es darf ihm nichts dazwischenkommen. Mehrtägige Regenfälle, die die Wege aufweichen, ein umgeknickter Fuß, ein Essen, das sich nicht mit deutsche Normmägen verträgt… Erreicht er sein Ziel nicht, ist er nicht zufrieden. Er hat das Gefühl, versagt zu haben.
Kurt wird auch in Santiago de Compostela eintreffen. Vielleicht. Ist ihm auch egal. Er genießt unterwegs in vollen Zügen jeden einzelnen Sinneseindruck.
Das Risiko von Kurt ist ein anderes: Hat er z.B. nur vier Wochen Zeit, wird er Santiago nicht erreichen. Unterwegs kann er auf volle Hotels treffen, weil er ja nicht vorgeplant hat. Aber das macht in nicht unzufrieden, denn er hat unterwegs seinen Spaß…
Das wichtigste Ergebnis
Kommen beide glücklich nach Hause? Ja.
Und das ist der Punkt: Wenn wir am Ende unserer Lebensreise zufrieden zurückblicken, ist das Ziel erreicht. Aber jeder Mensch erreicht dieses Ziel auf seine Weise!
Vor- und Nachteile von Zielen
Beide Haltungen zu Zielen haben ihre Vor- und Nachteile:
- Ziele fokussieren uns auf die Zukunft. Damit rauben sie uns Aufmerksamkeit für die Gegenwart. Denn unsere Energie geht dahin, wo unsere Aufmerksamkeit liegt.
- Ziele machen uns potentiell unzufrieden, weil wir uns die meiste Zeit in einem Zustand des Unerreichten befinden.
- Ziele machen unflexibel. Wir haben keinen Blick für für die Gelegenheiten, die das Leben bietet, weil wir ja etwas ganz anderem entgegen streben.
- Ziele vereinfachen Entscheidungen, weil wir Optionen daraufhin prüfen können, ob sie uns zu unseren Zielen führen.
- Ziele erleichtern das Leben, weil wir viele Optionen durch unser Kommitment für das Ziel ausschließen können.
- Ziele können motivieren. Wir freuen uns auf den Augenblick der Zielerreichung.
Wählen sie typgerechte Selbstmanagement-Tools
Das ist die sachliche Ebene.
Aber seien wir ehrlich: die sachliche Ebene beeinflusst uns nicht wirklich. Unsere Haltung zu Zielen ist typbedingt. Wir dürfen und müssen klar zu unserem Typ stehen. Darum ist die Selbsterkenntnis aus dem vorigen Artikel so wichtig!. Entscheidend ist, dass wir auch die Nachteile unserer typbedingten Haltung kennen und diese beachten!
Wenn sie typbedingt Ziele brauchen: benutzen sie sie!! Aber haben sie die Nachteile von Zielen im Kopf!
Wenn sie typbedingt Ziele nicht brauchen: leben sie ohne Ziele!! Aber seinen sie sich der Nachteile bewußt!
Wenn Sie Bill gleichen, dann nutzen sie stringente Planungstools, meinetwegen sogar eine „SAMRTe“ Zieldefinition. Wenn sie aber Kurt gleichen, dann lassen sie sich auf keinen Fall stringente Planungstools aufschwatzen! Auch wenn diese auf dem Markt die Oberhand haben. Diese Tools werden sie demotivieren. Problem ist, dass viele Autoren von Selbstmanagement-Tools Bill gleichen. Die Kurts schreiben leider wenige Selbstmanagement-Ratgeber. Aber lassen sie sich durch dieses Ungleichgewicht nicht zu Tools verleiten, die ihnen nicht entsprechen!
Im nächsten Artikel werde ich geeignete Tools für das Management unserer Lebensrichtung vorstellen. Klingt schon wieder so stringent – aber da wir ja hier mit SelbstMANAGEMENT beschäftigen, liegt natürlich genau im Management der Schwerpunkt.