Führung und Organisation in unserer digitalen Welt

18. Jul 14

Diese Seite wird sich in Zukunft vor allem um ein Thema kümmern: um Führung und Organisation in unserer digitalen Welt.
Was Führung und Organisation mit digitaler oder analoger Umgebung zu tun hat? Es verändert vieles!

Vor einiger Zeit erzählte mir der Inhaber eines mittelständischen Unternehmens von seinem Versuch, einen jungen Ingenieur zu suchen als Ersatz für einen verdienten Mitarbeiter, der in Rente gehen wollte. Er schaltete Stellenanzeigen, aber ohne Erfolg. Dann nutzte er eine Jobmesse an einer Hochschule, um sein Unternehmen dort zu präsentieren. So bekam er endlich Kontakt zu zwei vielversprechenden Bewerbern, die durchaus Begeisterung für die vakante Aufgabe zeigten.
Nach der ersten Gesprächsrunde schien bei beiden Bewerbern die Begeisterung schon etwas abgekühlt zu sein. Nach zwei Wochen zogen dann beide ihre Bewerbung zurück. Die offizielle Begründung der Bewerber schien dem Unternehmer nur vorgeschoben und über weite Umwege fand er schließlich heraus, dass die Bewerber in den sozialen Netzwerken nach Mitarbeitern des Unternehmens gesucht haben. Diese wurden dann einfach gefragt, wie es sich denn so arbeitet in dem Unternehmen. Das Ergebnis ließ sie dann ihre Bewerbungen zurückziehen.

Die digitale Welt ist transparenter, nicht nur für die NSA. Das kann man bedauern, aber die Tatsache bleibt.


In der analogen Welt wurde der Weg, wie Unternehmensinformationen nach außen gelangten, durch das Unternehmen bestimmt, PR-Abteilungen haben diese Funktion meist übernommen. Und es gab kaum Möglichkeiten für Außenstehende (zum Beispiel Bewerber) die präsentierte Wirklichkeit zu hinterfragen.

Heute ist es über die sozialen Medien einfach, Mitarbeiter eines bestimmten Unternehmens ausfindig zu machen und diese unterhalb des Wahrnehmungsschwelle des Unternehmens nach ihrer Meinung zu fragen. Öffentlichkeitsarbeit läuft also nicht mehr nur über die vom Unternehmen definierten Wege ab.

Und so können Differenzen zwischen dem offiziellen Unternehmensleitbild und der (vielleicht auch nur wahrgenommenen) Wirklichkeit Unternehmen in ersthafte Schwierigkeiten bringen.

Wie darauf reagieren? Nun, zum Beispiel wie das Restaurant Il Giardino im französischen Cap-Ferret. Die Bloggerin Caroline Doudet fühlte sich dort gar nicht wohl und schrieb das auf ihrem Blog. Daraufhin klagte das Restaurant, bekam vom Gericht Recht. Die Bloggerin musste eine Strafe zahlen und hat den Bericht von ihrem Blog entfernt. Ein Sieg des Restaurants also? Nur auf den ersten Blick. Denn bei Tripadvisor und Google+ hat dieser Vorgang zu zahlreichen schlechten Kritiken für das Il Giardino geführt. Unzählige Blogs und Agenturen zerren das Fehlverhalten von Il Giardino im Web in das Licht der Öffentlichkeit.
Viel besser wäre es gewesen, die Kritik inhaltlich erst zu nehmen, sich bei  Caroline Doudet zu bedanken und die Leistung des Restaurants zu verbessern. Das hätte der Öffentlichkeit gezeigt, dass wirklich der Kunde im Fokus steht und dass das Restaurant eine Daseinsberechtigung hat.

Viele alte Paradigmen ändern sich gerade:

  • Bedingt durch den Demografischen Wandel bewerben sich heute die Unternehmen bei den zukünftigen Mitarbeitern, nicht mehr umgekehrt. Wer über Fachkräftemangel klagt, hat das noch nicht verstanden.
  • Ein gelebtes Ungleichgewicht zwischen Unternehmesleitbild und Wirklichkeit wird schnell demaskiert und schadet dem Unternehmen.
  • Mitarbeiter bestimmen das Bild ihres Arbeitgebers in der Öffentlichkeit.
  • Organisationen müssen schneller auf Veränderungen reagieren können.
  • Projekte können nicht mehr über Jahre hinaus geplant werden, weil sich einfach während der Laufzeit zuviel Planungsprämissen ändern.
  • usw.

Wichtig ist: Diese Veränderung ist nicht schlecht. Sie bietet ungemein viele Chancen, sich als Unternehmen oder als Führungskraft positiv zu positionieren und von diesen Veränderung zu profitieren. Gerade auch im Mittelstand.

“Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.”
Chinesisches Sprichwort

Im Folgenden verändert sich also der Schwerpunkt der Artikel auf dieser Seite, ebenso der Untertitel meines Blogs. In den nächsten Wochen wird es eine kosmetische Überarbeitung dieser Seite geben, ebenso wie einen Podcast.
Seien Sie gespannt, ich hoffe, Sie bleiben am Ball.


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Frank Feldhaus

Über den Autor

Berater für Führung und Organisation.

Ärgert sich über alles was nicht funktioniert. Weiß aber, dass Perfektion schrecklich langweilig ist und dass wir Probleme brauchen, um daran zu wachsen. Ein ewiger Widerspruch...


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  • Vielen Dank dafür, dass Sie den derzeitigen Paradigmenwechsel hier beleuchten. Vielleicht sollte man auch ergänzen, dass Unternehmen, die Fachkräfte brauchen, diese nicht immer auf dem freien Stellenmarkt akquirieren, sondern auch selbst die sozialen Netzwerke nutzen und Wunschkandidaten gezielt ansprechen.

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